Aufbau von Angeboten

Was wären Ihrer Ansicht nach die zentralen Ansatzpunkte beim Aufbau sozialräumlicher Angebote?

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Die Frage der Prävention im Sozialraum sollte immer schon mitdenken, was passiert, wenn präventive Angebote nicht ausreichend sind, auf welchen Wegen (d.h. über welche Vernetzungsstrukturen) weitergehende Hilfen erreicht werden können und wie der Umgang mit Familien ist, bei denen über präventive Angebote der Zugang zu notwendigen Hilfen nicht gelingt (weil die Familien das nicht für nötig halten oder weil die entsprechenden Hilfsangebote fehlen).

Kooperation zwischen verschiedenen Helfern und Helfersystemen (auch über verschiedene SGB-Bereich hinweg, z.B. SGB V und SGB VIII) sollte für beide Seiten verpflichtend werden und auch durch finanzierte Kontingentstunden festgeschrieben werden. Gemeinsame SGB-übergreifende Kooperationsmodelle sollten entwickelt werden.
(Position der VIFF-Landesvereinigung Baden-Württemberg)

Ein wichtiger Ansatzpunkt für das gesunde Aufwachsen von Kindern ist eine ausreichende, ressourcenorientierte und individuell ausgerichtete Hilfe und Begleitung für die Familien, in denen Eltern unter psychischen Erkrankungen leiden. Hier gelingt es bisher nicht flächendeckend gut, diese Familien anzusprechen, zu erreichen und mit hilfreichen Settings in Kontakt zu bringen.

Präventive Angebote im Sozialraum können zu gesundem Aufwachsen von Kindern unabhängig vom sozio-ökonomischen Status beitragen, wenn sie eine Lotsen- und Türöffner-Funktion zu weiteren beratenden und begleitenden Angeboten wahrzunehmen vermögen. In diesem sensiblen Feld benötigen Fachkräften präventiver Angebote entsprechendes Fachwissen bezüglich psychischer Erkrankungen, ihrer Erscheinungsbilder, typischen Interaktionsmuster und potentiellen Auswirkungen auf die Kinder ebenso wie Kompetenz bzgl. Gesprächsführung und Metaperspektive auf das Familiensystem. (Position der VIFF-Landesvereinigung Baden-Württemberg)

Prävention im Sozialraum setzt voraus, dass man Familien im Kontext ihrer Lebenswelt versucht zu begreifen, nicht nur den Blick auf den festgeschriebenen Hilfebedarf richtet, und Ressourcen bei den Familien und innerhalb des Sozialraums mobilisiert.
HzE-Träger, Regeleinrichtungen, Angebote der Schulsozialarbeit, der offenen Jugendarbeit etc. und das Jugendamt vor Ort müssten neben ausreichenden Kapazitäten auch einen Auftrag haben, um die Bedarfe der Menschen in ihrem Sozialraum wahrnehmen, analysieren, kreative Ideen entwickeln und sich vernetzen zu können. Erst dann wird Prävention im Sozialraum die Menschen dort erreichen.

Prävention im Sozialraum ist immer auch ein Teil der Hilfen zur Erziehung und integraler Bestandteil der Fallarbeit. Das heißt in der Umsetzung, dass sich ein Aspekt der Hilfe auf einen konkreten Erziehungshilfebedarf richtet (z.B. wird eine Mutter in der Erziehung ihrer Tochter unterstützt), andere Aspekte kann die ambulante Fachkraft mitbekommen und wendet sich diesen unterstützend zu (die Mutter ist außerdem einsam, sie wird dann unterstützt, sich ein soziales Netzwerk aufzubauen).
Prävention passiert auf verschiedenen Ebenen: einmal mit den Klienten direkt (z.B. wenn eine Gruppe von Müttern einen gemeinsamen Bedarf haben und ich für sie eine Müttergruppe anbieten könnte); zum anderen geht es darum, Ressourcen zu kennen, zu verbinden und zu aktivieren (ich habe Mütter, die einen Bedarf haben und die ich an das Elternbildungsangebot der örtlichen Beratungsstelle anbinde

Eine gute Voraussetzung für präventives Arbeiten im Sozialraum ist es, wenn das örtliche Jugendamt und die Träger der Hilfen zur Erziehung eine sozialräumliche Zuständigkeit und dabei beiderseits refinanzierte zeitliche Kapazitäten für die Verbesserung von Lebenslagen von Familien in ihrem Sozialraum haben, unabhängig von familienbezogener Angebote der Hilfen zur Erziehung.

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